Crailsheim - Schwäbisch Hall - Hessental
Öhringen Hbf - Heilbronn Hbf (- Eppingen)
1862 - 2021 (Eröffnung 02. August 1862)
Kurzüberblick und Einführung in die Regionalgeschichte
der Hohenlohebahn
von Axel Groß, Neuenstein
Geschichte der Hohenlohebahn
Auch unsere Hohenlohebahn unterlag im Laufe der 150 jährigen Geschichte den
Einflüssen von Politik und Wirtschaft. Dieser kurze Überblick soll eine Einführung in
das Bahnkapitel unserer Regionalgeschichte geben. Dazu werden als zeitliche
Grobeinteilung die sogenannten “Epochen” benutzt, eine Begrifflichkeit, die sich
ausgehend von der Modellbahnbranche inzwischen auch auf die Bahnhistoriker
ausgeweitet hat.
Epoche 1 - ca. 1862 bis 1920
In diesem Zeitabschnitt gehörten die Bahnen zumeist den einzelnen Bundesstaaten
des Deutschen Reiches. So wurde unsere Strecke durch die Königlich
Württembergische Staatsbahn - K.W.St.B. - gebaut und betrieben.
In ihrer ersten Phase diente die Bahn zum Transport der Hohenloher Erzeugnisse
aus der Landwirtschaft in Richtung Heilbronn, und dann weiter per Bahn Richtung
Stuttgart oder per Schiff Neckar abwärts. Technische Produkte der aufkommenden
Industrialisierung gelangten in der Gegenrichtung nach Hohenlohe. Erst mit dem
Weiterbau nach Crailsheim, und damit Richtung Bayern, gewann die Bahn an
überregionaler Bedeutung, sowohl für den Güter-, wie auch für den
Personenverkehr.
Höhepunkt dieser Entwicklung war die Führung des Luxuszuges "Paris - Karlsbad
Express" auf der Route Paris - Karlsruhe - Heilbronn - Schwäbisch Hall - Nürnberg -
Karlsbad. Der Wunsch den Zug über die Landeshauptstadt fahren zu lassen und
der 1. Weltkrieg beendeten diese Phase.
Gegen Ende des 19. Jh. erkannte man auch die Bedeutung der Strecke in
militärischer Hinsicht. Mit Hochdruck wurde die wichtige Ost - West Verbindung
zwischen Eppingen, Heilbronn, Schwäbisch Hall und Crailsheim bis 1888 zweigleisig
ausgebaut um die Kapazität zu erhöhen.
Nachdem bis zur Jahrhundertwende, wie fast überall, der Bau der Hauptbahnnetze
abgeschlossen war, gab es dann eine Phase der Nebenbahnen. Viele Städte
wünschten einen Bahnanschluss, der oft durch Nebenbahnen verwirklicht wurde.
In diesen Abschnitt fällt auch der Bau der Nebenbahn Waldenburg - Künzelsau, und
später weiter nach Forchtenberg.
Epoche 2 - ca. 1920 bis 1950
Übernahme der Länderbahnen durch das Deutsche Reich und damit Überführung
auch der K.W.St.B in die neu gegründete Deutsche Reichsbahn.
Nach anfänglich schwachem Verkehrsaufkommen in den 20er Jahren erhöht sich
der Betrieb in der 30er Jahren deutlich. Es werden einige Maßnahmen zur Erhöhung
der Streckenkapazität getroffen, weitere sind geplant. Neben nach wie vor
überwiegend regionaler Bedeutung, befährt auch eine Anzahl Züge aus dem
Nürnberger Raum in den Rhein-Neckar Raum und umgekehrt die Strecke. Dies
sowohl im Güter-, wie auch im Personenverkehr.
Betrieblicher Höhepunkt dieses Zeitabschnitts ist der 2. Weltkrieg mit seinen
vielfältigen Transportaufgaben. Durch die Sprengung des Öhringer Ohrn-Viaduktes
wird der Betrieb für kurze Zeit unterbrochen und dann nach dem Bau einer
Behelfsbrücke wieder aufgenommen. Der Verkehr hat jetzt zunächst eine ganz
regionale Bedeutung.
Epoche 3 - ca. 1950 bis 1968
In den 50er und 60er Jahren nimmt der Betrieb wieder stetig zu. Noch immer
bestimmt die Dampflok den Zugverkehr. Nur vereinzelt kommen die neuen
Dieselloks und Schienenbusse zum Einsatz.
Der Verkehr läuft in ähnlichen Relationen wie vor dem 2. Weltkrieg.
Epoche 4 - ca. 1968 bis 1990
Die Deutsche Bundesbahn wird moderner. Sie führt ein neues Computer-
Nummernsystem für ihre Fahrzeuge ein. Dampfloks werden immer mehr durch
Elektro- und Diesel-Triebfahrzeuge ersetzt. Die Bahn wird auch farbiger.
In den 70er Jahren erlebt unsere Strecke eine neue Blüte. Zunächst kommen mit
den neuen DC-Zügen der Relation Passau - Saarbrücken 1973 wieder richtige
Fernverkehrszüge (täglich 3 x) auf die Strecke.
In den 80er Jahren beleben zahlreiche Umleiter-Güterzüge - vor allem in der Nacht -
die Strecke. Ursächlich dafür sind umfangreiche Bauarbeiten im Raum Würzburg.
Epoche 5 - ca. 1990 bis heute
Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze und des „Eisernen Vorhangs“
insgesamt haben die Verkehrsströme sich geändert. Die Konkurrenz durch andere
Verkehrsmittel, vor allem auf der Straße nimmt weiter zu. Die Deutsche Bahn
verlagert den Stückgutverkehr auf die Straße. Private
Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bekommen Zugang zum Schienennetz der
DB-Netz AG. Die Gestaltung des Nahverkehrs wird zur Ländersache. Der Betrieb
der Nebenbahn Waldenburg - Künzelsau - Forchtenberg wird eingestellt.
Der Personenverkehr auf der Hohenlohebahn wird bis auf den Nahverkehr
zurückgenommen. Es gibt keine Fernverkehrsverbindungen mehr. Für die
Stadtbahn (Karlsruhe -) Heilbronn - Öhringen (-Cappel) wird dieser Abschnitt bis
2005 elektrifiziert. Es wird ein Taktfahrplan eingeführt.
In der Regel verkehren heute:
Stadtbahn S4 Heilbronn - Öhringen
(2 Züge je Std., elektr., AVG, 05:30 bis 02:00 Uhr),
RB Heilbronn - Schwäbisch Hall-Hessental
(alle 2 Std., Diesel, DB / WFB, 06:00 bis 02:00 Uhr)
RE Heilbronn - Crailsheim
(alle 2 Std., Diesel, DB / WFB, 06:00 bis 23:30 Uhr).
Bahnhöfe wurden zu Haltepunkten reduziert (Willsbach, Bretzfeld, Neuenstein)
oder ganz geschlossen (Kupfer, Gailenkirchen). Neu hinzu kommt der Haltepunkt
Wackershofen und einige weitere Haltepunkte im
Bereich der Stadtbahn.
Güterabfertigungen werden geschlossen oder an Speditionen vergeben.
Gleisanschlüsse werden stillgelegt. Güterverkehr gibt es auf der Hohenlohebahn
fast kaum noch. Außer der Firma HUBER in Öhringen gibt es keinen Bahnkunden
mehr an der Strecke. Auch die Bedienung dieses Anschlusses wurde im Jahr
2013 eingestellt.
Der Ferngüterverkehr wird heute in Deutschland allgemein überwiegend mit
elektrischen Lokomotiven abgewickelt. Hier erweist sich der nicht elektrifizierte
Abschnitt Öhringen - Hessental als Handicap. Trotz chronischer Verstopfung der
„Murrbahn“ wird der Güterverkehr über die eingleisige, aber elektrifizierte Strecke
Hessental - Backnang - Marbach/N. - Kornwestheim geführt. Nur vereinzelt nutzen
dieselgeführte Güterzüge privater Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) die
Hohenlohebahn.